Nichts für schwache Nerven

Nach mehreren Tagen habe auch ich es endlich geschafft, die vergangenen drei Spiele zu verdauen und einzuordnen. Uff! Bin zufrieden. Wirklich. Obwohl es nur zwei Punkte zu holen gab.

Auch wenn das prognostizierte 6:5 gegen Hoppelheim ausblieb, war ich doch gar nicht weit davon entfernt. Nach dem locker-leichten Sieg gegen Werder verlor man also das Spiel gegen Schwegler & Co. mit 3:2. Ich muss sagen, dass ich das Spiel leider nicht in voller Länge schauen konnte – habe genauer gesagt nur die letzten zehn Minuten mitbekommen. Aber ich war entschuldigt, Weihnachtsfeiern gehen schließlich vor. Dennoch, diese zehn Minuten reichten mal wieder aus, um den Puls auf 470 steigen zu lassen. Wie man sich kurz vor Schluss so ein schlafmütziges Tor reindrücken lassen kann, will irgendwie immer noch nicht in meinen Kopf rein. Da war die gesamte Hintermannschaft aber mal so richtig im Winterschlaf. Und als Russi Sekunden vor Schluss wegen wenigen Millimetern nicht an den Ball kam, sackte ich kurz auf dem Bar-Boden zusammen. Wäre er doch nur schnell in die Schuhe vom Madlung geschlüpft, hätte er den Ball garantiert an Baumann vorbei ins Tor gespitzelt. Genau das mag er sich auch gedacht haben, denn Russ lag noch Minuten nach dem Abpfiff an eben jenem Ort, an dem er die Chance vergab. Egal, Kopf hoch!

Denn das nächste Spiel gegen die alte Dame (nicht gegen jene aus Turin, die gastiert dann nächstes Jahr im Waldstadion) aus Berlin stand bereits fünf Tage später an. Und es sollte spektakulär werden. Die ersten 35 Minuten ignoriere ich an dieser Stelle einfach mal, denn sie waren mehr als merkwürdig. Eine so schlechte Mannschaft wie die von Hertha BSC Berlin KANN eigentlich keine drei Tore erzielen. Geschweige denn in einem Spiel. Geschweige denn in weniger als einer Halbzeit. Unfassbar. Und das aus nicht einmal zwei Chancen. Dieser Ben-Hatira wird so ein Tor niemals wieder erzielen – aber gegen die Eintracht gelingt ihm so ein krummes Ding. Klar. Ihr merkt, ich bin immer noch etwas gereizt, wenn ich an diese Momente denke – so ganz kann man so etwas dann eben doch nicht ignorieren. Oh Mann. Wenigstens gelang der Eintracht kurz vor der Halbzeit noch der Anschlusstreffer. Was dann in der zweiten Hälfte geschah, lässt mir auch jetzt wieder die Gänsehaut den Rücken hochkrabbeln. Treffer Haris, Treffer Niemeyer (auch hier wieder: wie geht das?), absolute Resignation. Ein Kumpel aus dem Block wollte da bereits die Heimreise antreten. Das wäre schön blöd gewesen, hätte ich mich da belabern lassen. Dann der Treffer von Meier zum 4:3. Meine erste Reaktion: Scheiß drauf, kommt zu spät. 60 Sekunden später: Oh Shit. So einen Jubel habe ich im Waldstadion bis dato selten erlebt, die Szenerie hat mich stark an das 3:3 gegen Dortmund vor zwei Jahren oder das Eurobbapokaaaal-2:2 gegen Wolfsburg erinnert. Mit dem kleinen Unterschied, dass dieses mal statt der kühlenden Bier- eine erwärmende Äppler-Dusche folgte. Einfach stark. Dass man gegen so eine schwache Berliner Mannschaft niemals nur unentschieden spielen darf, wurde mir erst am nächsten Morgen bewusst – an dem Abend war der Adrenalinspiegel einfach zu hoch. Und der Alkoholspiegel eventuell auch.

Und dann war es auch schon so weit, das letzte Hinrundenspiel stand in Leverkusen an. Und es sollte Historisches geschehen: Die Eintracht bekam (völlig zurecht, danke Tin Jedvai) im letzten Pflichtspiel des Jahres 2014 den ersten Pflichtspiel-Elfer dieses Jahres zugesprochen. Nicht, dass es nicht genügend Gelegenheiten gab, der Eintracht dieses Elfmeterglück bereits zu einem früheren Zeitpunkt zu bescheren – aber die Schiedsrichter waren dieses Jahr irgendwie böse auf die Eintracht. Wieso auch immer. Sei´s drum – Meier – Bumm – 1:0. Auch der Spielstand ging völlig in Ordnung, die Leverkusener hatten zu diesem Zeitpunkt nicht einmal aufs Tor geschossen, sie bekamen ihre Offensiv-Maschinerie (zum Glück) nicht zum Laufen. Dass dann Medo seinen großen Auftritt haben muss… Gut, passiert. Und dass Hildebrand nicht schnell genug ins Torwarteck runter kommt… Gut, passiert auch. Sollte es halt nicht. Aber passiert. So stehen nach 17 Spieltagen also 23 Punkte auf dem Konto. #Läuft BeiUns.

Insgesamt ist die Mannschaft – im Vergleich zum Jahresanfang sowieso nicht – aber auch im Vergleich zum Hinrundenstart nicht mehr wieder zu erkennen. Die Offensive ist einfach brutal, der junge Stendera ist eine Bereicherung für unser Spiel, und auch Inui und Aigner zeigen auf den Außen wieder das, was sie 2012/2013 ausgemacht haben: Power, Schnelligkeit, Unberechenbarkeit. Zum Fußballgott muss man nicht viel sagen, der Typ ist ein Phänomen. Haris – auch der Typ ist der Wahnsinn. Verdammt guter Einkauf, er hat der Eintracht schon jetzt massig Freude bereitet – und spült bald möglicherweise eine saftige Ablöse in die Kasse. Denn wenn er so weiter spielt, weiter so kämpft, weiter Tore schießt und vorbereitet, dann denke ich nicht, dass die Eintracht ihn halten kann. Einziges Sorgenkind dieser Hinrunde bleibt die Abwehr – das sind einfach zu viele Gegentore. Auch wenn das Hin-Und-Her zum Teil sehr aufregend und auch schön anzusehen ist – ich wäre der Eintracht sehr verbunden, wenn sie mich noch einige Jahre am Leben ließe. Und das ist mit der derzeitigen Spielweise definitiv nicht drin. Vielleicht bringt ja Trappo wieder etwas Stabilität rein. Und auch Carlos befindet sich auf dem Wege der Besserung. Mit diesen beiden ist mir dann auch endlich in der Defensive nicht mehr bange. Und dann könnte es im neuen Jahr sogar was werden mit der Eintracht – lassen wir uns überraschen!

In diesem Sinne, euch allen einen guten Rutsch und ein gutes neues Jahr 2015.

Eintracht! (mak)