Choreo-Meister SGE

Wow. Mehr muss man zu diesem gestrigen Abend eigentlich nicht sagen. Wo soll man da nur anfangen? Starten wir bei dieser unfassbar geilen Choreo – da haben sich die Ultras wieder einmal selbst übertroffen. Wenn ich dann allerdings lesen muss, dass DFB/DFL diese wahsninnig kreative und aufwändige Arbeit eigentlich verbieten wollten, rollen sich mir im Nachhinein die Fußnägel hoch. Ein Glück ging das Ganze dann doch durch – sonst würden mir und vielen anderen bei diesen Bildern nicht die Gänsehaut den Arm herauf krabbeln. Da winkt der Choreo-Kasse beim nächsten Heimspiel eine ordentliche Spende.

Als ich daheim auf der Couch lag und sah, wie das Waldstadion mal wieder eskalierte, blutete mir doch etwas das Herz. Ich wäre zu gerne dabei gewesen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber in jenem Moment wäre ich liebend gerne Hoffenheim-Fan gewesen – da wäre ein Stadionbesuch tinnitusmäßig überhaupt kein Ding gewesen. Aber was solls. So kam ich nach langer Zeit also mal wieder dazu, ein Spiel der Eintracht vor dem Fernseher zu betrachten. Und was ich da sah, stimmte mich vor allem in der ersten Halbzeit nicht wirklich zufrieden.

Sonny eher durchwachsen

Die Eintracht begann so, wie man es eigentlich erwarten konnte. Madlung und Russ bildeten die Innenverteidigung (auch wenn ich Obi-Wan Kinsombi gerne gesehen hätte), zudem rutsche Kittel für den etwas schwächelnden Takashi auf die linke Seite. Diesen Einsatz hatte sich Sonny mit einer starken Leistung gegen Augsburg verdient. Blöderweise konnte er an diese gute Leistung nicht anknüpfen – im Gegenteil. Offensiv war er leider so gut wie unsichtbar, und auch defensiv wirkte er überfordert, Uchida konnte sich in seinem Rücken mehr als nur ein Mal davon stehlen.  Glücklicherweise brannte da nix an. Folgerichtig wurde er auch zur Pause rausgenommen. Bin mir aber sicher, dass der Junge aus seinen Fehlern lernen wird und jetzt nicht in ein Loch fällt – dazu ist er ein viel zu guter Kicker.

Insgesamt fand die Eintracht zu Beginn nicht gut ins Spiel, sie wirkte gar etwas verkrampft. Es war von Anfang an klar, dass die Frankfurter das Spiel würden machen müssen, da die Schalker nicht gerade für ihre offensive und spielfreudige Art berühmt sind. Unter dem „neuen“ Trainer Di Matteo spielen die einen gepflegten Mauer-Fußball, um bei Kontern blitzschnell nach vorne zu spielen. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mir das System der Schalker eigentlich ganz gut gefallen hat. Sie standen nicht sooooo defensiv wie in den Spielen zuvor gegen Gladbach und die Bauern, aber dennoch wirkte das in der Defensive bei denen sicher und kompakt. Dafür ging es bei Ballverlusten der Eintracht blitzschnell nach vorne, sei es über die Außenbahnspieler Fuchs und Uchida oder über Barnetta und Höger durch die Mitte. So konnten sie auch einige gute bis sehr gute Chancen herausspielen, Trapp sei Dank passierte aber nichts Schlimmeres.

Die Eintracht dagegen wirkte wie gesagt etwas verkrampft und zu fahrig in ihren Aktionen, alleine Hasebe hatte in der ersten Viertelstunde zwei bis drei Ballverluste drin, die in der Bundesliga schon mal eiskalt bestraft werden können. Generell stand die Mannschaft defensiv nicht gut, die Mitte war mehrmals nicht gut besetzt, da Hasebe bzw. Stendera zu ungestüm rausrückten, um den ballführenden Spieler zu attackieren. Wenn es mal offensiv wurde, spielte die Mannschaft zu ungeduldig, nach längerem Ballbesitz verlor entweder Russ die Geduld und stürmte planlos nach vorne (um dann bei Ballverlust hinten zu fehlen), oder aber Madlung bzw. Oczipka schlugen lange Bälle auf Alex oder Haris, die gegen die Schalker Hühnen da hinten aber nur in den seltensten Fällen Land sahen. Folgerichtig wirkte Haris von Minute zu Minute immer angefressener, irgendwie wirkt er derzeit überhaupt etwas überspielt. Zudem sah er nach einem Foul seine vierte Gelbe – es kann also sein, dass Vaclav Kadlec demnächst mal eine Chance bekommt. Gönnen würde ich es ihm!

Kein Lucio mehr in Halbzeit zwei

Es war klar, dass sich zur Pause etwas ändern musste. Und das tat es auch. Piazon kam für Kittel – und siehe da, plötzlich lief es. Die Mannschaft spielte geduldiger, und wenn es dann mal nach vorne ging, dann mit viel mehr Biss. Die Angriffe wirkten durchdachter und entschlossener, man hatte nicht mehr das Gefühl, dass die Spielzüge nur auf Zufall basieren. Außerdem war man auch defensiv besser drin in den Zweikämpfen, aggressiver, enger dran am Gegenspieler. Russ konzentrierte sich auf seine Hauptaufgabe – das Verteidigen, das er mit Madlung formidabel erledigte – und ließ seine gefürchteten Lucio-Ausflüge sein, sodass Ordnung und Raumaufteilung auf dem Platz stimmten.

In der 55. Minute war ich dann kurz verwirrt, hatte ich doch scheinbar die Einwechslung unseres kleinen Japan-Edel-Technikers Inui verpasst. Doch bei genauerem Hinsehen identifizierte ich Hasebe, der da die Schalker Jungs austanzte und nur durch Höwedes´Foulspiel im Sechzehner gestoppt werden konnte. Und was geschah? Richtig, nix. Für Eintracht-Fans definitiv nichts neues, war das doch schließlich der 452956 klare Elfmeter (ich könnte mich auch verzählt haben), der uns in dieser Saison verwehrt wurde. Lächerlich. Zum Glück ließ das die Mannschaft unbeeindruckt, sie spielte weiter klasse Fußball – und sollte dann auch endlich belohnt werden. Eine abgefälschte Flanke von Chandler köpfte der eingewechselte Piazon lässig ins Tor. Mein erster Gedanke: shit, zu früh. Der zweite Gedanke: nein, heute nicht.

Alles easy

Und siehe da, ich sollte Recht behalten. Die Eintracht spielte das Ding souverän runter, hätte in zwei, drei Aktionen den Sack sogar zu machen können. Die Schalker wurden dagegen nicht mehr gefährlich, lediglich bei einem Kopfball des eingewechselten Platte musste Trapp seine Klasse nochmals unter Beweis stellen. Ansonsten brachten die Schalker nix gescheites mehr auf den Boden, eben auch, weil die Eintracht defensiv nichts mehr zuließ. Ein Riesen-Lob geht hier an Stefan Aigner, der so unfassbar viel gelaufen ist und viele wichtige Zweikämpfe gewann, gerade auch in der Rückwärtsbewegung. Der Mann wird immer wichtiger für uns!

Fazit des Abends: Geiles Spiel, verdammt geile Choreo und den Abstand nach unten auch nochmal etwas vergrößert – die Eintracht liegt momentan im Soll. Die nächsten Spiele gehen alle gegen unmittelbare „Konkurrenten“, es folgen Partien gegen Mainz, Hamburg, Köln, Paderborn und Stuttgart. Spätestens nach dem Paderborn-Spiel wird man ungefähr wissen, wohin die Reise geht. Muss die Eintracht tatsächlich um den Klassenerhalt kämpfen oder geht sogar noch was in Richtung Europa? In wenigen Wochen sind wir schlauer. Bis dahin,

Eintracht! (mak)