Lieber Armin Veh,

Sie haben mich begeistert. Und mit Sicherheit nicht nur mich. Nein, als die Eintracht im Sommer 2011 den bitteren Gang in die Zweite Liga antreten musste, der gesamte Verein am Boden lag  und sich im Umfeld eine gewisse Lethargie einstellte, wurde verkündet, dass Sie die Misson „Atomaufstieg“ meistern sollten. Armin Veh würde also bei der Eintracht, bei meiner Eintracht, anheuern.

Ihre Stationen in Wolfsburg und Hamburg kamen mir in den Sinn, und es lief mir ein wenig eisig den Rücken hinunter. Schließlich waren diese Stationen nicht gerade durch sportlichen Erfolg gekennzeichnet. Ihre Meisterschaft mit dem VfB Stuttgart fiel mir erst wenig später ein, und ich stellte mir die Frage, warum es beim VfL und dem HSV nicht geklappt hatte. Ich kam, naiv wie ich bin, zu dem Ergebnis, dass man bei den beiden „Trümmer-Klubs“, der eine nur Konzern-Spielzeug, der andere ein zerstrittener Haufen alter Männer,  unmöglich ernsthaft erfolgreich sein und eine gute Zeit haben könnte, das schließt sich bei diesen beiden Vereinen ja quasi aus. Der VfB ließ sich da viel besser mit der Eintracht vergleichen, ein stolzer Tradidtionsklub, mit treuen Anhängern und einem großen Namen. Das würde schon klappen! Und so begann ich mich nach und nach mit dem Gedanken anzufreunden, Sie als Trainer an der Seitenlinie im Waldstadion begrüßen zu dürfen.

Wie die Saison verlief, muss ich Ihnen nicht näher erklären. Der Aufstieg wurde mehr oder weniger souverän erledigt, auch wenn ein paar kleine Schönheitsfehler nicht wegzudiskutieren waren. Dennoch, die Mission wurde erfüllt, die Eintracht, meine Eintracht, war wieder erstklassig.

Was dann folgte, war ein einziges Märchen. Ein Traumstart in die Liga, eine wahnsinnige Stimmung in der Stadt, Zuspruch und Lob von ganz Fußball-Deutschland, kurz – die Eintracht war wieder jemand. In dieser Zeit entstanden Freundschaften, Erfolg verbindet schließlich. Sie, Herr Veh, Bruno Hübner und Heribert Bruchhagen kamen gut miteinander aus. Was will man als Fan seines Vereines mehr als eine erfolgreiche Mannschaft und ein funktionierendes Umfeld? Richtig, das reicht schon. Mit Ihrer offenen und charmanten Art gewannen Sie die Herzen vieler Fans. Schließlich sollte es noch besser kommen, am Ende der Saison stand der unfassbare Einzug in die Qualifikation zur Europa-League. Dass in der Rückrunde die Leistungen nachließen und am Ende der Saison sogar ein CL-Qualiplatz in Reichweite lag – geschenkt. Die Eintracht, meine Eintracht, würde in der nächsten Saison europäisch spielen!

Und wie sie es tat. Nachdem wenige Monate zuvor die Lobgesänge aus Deutschland kamen, prasselte nun das Lob aus Europa auf uns ein. Was war das doch für eine tolle Zeit. Tel Aviv, Bordeaux, Porto – ein Traum. Noch heute bekomme ich eine eine Gänsehaut wenn ich daran zurückdenke, wie Sie im weiten Rund von Bordeaux die Flagge auf dem Platz schwangen und ich, ganz in orange gekleidet, eine kleine Träne der Freude verdrückte.

Dass im Vergleich dazu die Leistungen in der Liga immer weniger berrauschend ausfielen – geschenkt. Wir spielten schließlich europäisch und sollten nur ganz knapp und sehr, sehr bitter gegen Porto aussscheiden. Man sah auch Wochen später über den grauen Liga-Alltag hinweg und erfreute sich an den Erinenrungen an die schönen Nächte in Israel Frankreich und Portugal. Doch diese Erinnerungen währten nicht ewig. Die Auftritte in der Liga wurden immer schlechter, man hatte den Eindruck, dass auch Sie daran nicht ganz schuldlos waren. Zudem sorgten Sie mit Ihrer Einstellung, immer nur Ein-Jahres-Verträge abzuschließen, wohlgemerkt auch nach dem Aufstieg, für Unverständnis und leichtes Misstrauen, vor allem bei uns, den treuen Anhängern. Die enge Verbundenheit mit dem Vorstand schien brüchig zu werden. Wollten Sie den Verein etwa beim nächstbesten Angebot verlassen?

Und tatsächlich, Sie taten es. Noch während der Saison, welche die Eintracht auf Platz 13 beenden sollte, platzte die Bombe. Sie würden nächste Saison nicht mehr die Eintracht, meine Eintracht, trainieren. Der Spruch mit dem Gegner-die-Hände-schütteln und die angeblichen Perspektivlosigkeit schmerzte, sehr sogar. Doch irgendwie war ich nicht böse, griesgrämig, sauer. Es war, als müsste die Eintracht etwas neues probieren, einen neuen Kurs fahren. Es schien das beste für alle Beteiligten zu sein. Nach der Saison verkündeten Sie dann, zum VfB Stuttgart zurückzukehren, Ihrer großen Liebe. Wie diese Liebschaft verlaufen sollte, muss ich Ihnen auch nicht erklären. Nur eines will ich betonen. Als Sie den VfB nach sagenhaften 12 Spieltagen verließen, taten Sie dies, da Ihnen „Verein und die Mannschaft am Herzen“ lagen. Punkt.

Was in dieser, also der letzten Saison mit der Eintracht, mit meiner Eintracht, geschah, werde ich hier nicht thematisieren. Fakt ist: Nach dieser Saison kamen Sie zurück. Nicht wenige waren skeptisch, ich eingeschlossen. Was war aus der Perspektivlosigkeit geworden? Sie wischten die Bedenken nach dem Motto „Was juckt mich mein Geschwätz von gestern?“ einfach beiseite und verkündeten stolz, mit dem besten Eintracht-Kader aller Zeiten angreifen zu wollen, etwas erreichen zu wollen. Einige Anhänger konnten Sie überzeugen, andere wiederrum nicht. Die anderen sollten Recht behalten.

Ihre damaligen Aussagen sind nun etwas über ein halbes Jahr her. Was geschehen ist, ist Ihnen mit Sicherheit klar.

Ich habe nur eine Bitte an Sie, eine letzte Bitte. Bitte, gehen Sie. Lassen Sie nicht zu, dass Ihre Tätigkeit hier in Frankfurt bei der Eintracht, bei meiner Eintracht, für immer in Verbindung mit dem unnötigsten Abstieg aller Zeiten bleiben wird. Wenn Sie jetzt rechtzeitig abtreten, kann das Wunder Klassenerhalt noch geschafft werden. Und der Name Armin Veh wird hier in Zukunft – nicht in der näheren zwar, aber sicher irgendwann einmal – mit dem Wiederaufstieg und den tollen Spielen unter eruopäischem Himmel verbunden sein. Ihre Freundschaft zu den Herren im Vorstand, die sich in den letzten Monaten und Jahren entwickelt hat, dürfte nicht brechen, wenn Sie nun gehen – ich behaupte sogar, das Gegenteil wäre der Fall. Beweisen Sie, dass Ihnen nicht nur der VfB Stuttgart, sondern auch die Eintracht, meine Eintracht, am Herzen liegt.

Armin Veh, Sie haben mich begeistert. Doch diese Zeit ist vorrüber. Und das sollten Sie auch einsehen, zum Wohle der Eintracht, zum Wohle meiner

Eintracht! (mak)

 

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