Was hat Schaaf nur verbrochen?

Das ist wohl die große Frage, die derzeit in Frankfurt umhergeistert. Doch zuerst einmal zum Sportlichen: Die Eintracht gewinnt am Samstag nach einer Vielzahl ganz schwacher Spiele in der Rückrunde hochverdient und sehr überlegen gegen die TSG Hoffenheim, macht somit den nie gefährdeten Klassenerhalt bereits zwei Spieltage vor Ende der Saison fix. Geil! Mit Oczipka und Chandler erzielen dabei zwei Verteidiger die Tore zum 1:0 und 3:0, Haris erzielt zwischendurch aus leichter Abseitsposition das 2:0. Wie bereits erwähnt, konnte ich das Spiel nicht sehen, Paul auch nicht – scheint ein gutes Omen zu sein. Aus diesem Grund können wir auch nicht viel zum Spiel schreiben – doch das taten die hiesigen Medien auch nicht wirklich.

Schaaf in der Schusslinie – doch in welcher eigentlich?

Statt den Sieg gegen Hoppenheim und den frühzeitigen Klassenerhalt zu würdigen, beschäftigen sich die meisten Medien aus Frankfurt in den vergangenen Tagen mit einem möglichen Schaaf-Rauswurf im Sommer. Bereits am Freitag sprach Torhüter und Kapitän Trapp auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Pirmin und Co. über die Situation – mit der niemand zufrieden war – und kritisierte dabei unter anderem die Medien. Diese schien das nur bedingt zu interessieren, sie machten lieber ein großes Tamtam darum, dass Trapp während seiner zehnminütigen Rede kein einziges Mal den Namen „Schaaf“ erwähnte. Dies nahmen besagte Medienvertreter zum Anlass, die Schlagzeilen von vergangener Woche (Schaaf kommuniziert zu wenig mit dem Team, Unzufreidenheit in weiten Teilen der Mannschaft etc.) erneut auszupacken. Der Tenor: Schaaf und die Eintracht passen nicht zusammen, der Führingsstil stimme nicht, es rumore innerhalb der Mannschaft – kurz: bei Schaaf stimme es im zwischenmenschlichen Bereich nicht. Es gebe laut den Meiden gar die Überlegung, Schaaf im Sommer rauszuwerfen. Die Frage, die sich nicht nur uns stellt: Auf welche Aussagen berufen sich die Medien? Woher nehmen sie ihre Informationen? Ist da überhaupt was dran?

Klar ist: Innerhalb des Teams funktionierte im Laufe der Saison nicht alles, wie es hätte sein sollen (zum Beispiel die Russ-Kritik an Gabrowski nach dem 4:5 gegen Stuttgart, Meier vs. Hübner Mitte der Rückrunde). Klar ist auch, dass kein Ersatzspieler der Welt glücklich mit seiner Rolle ist und es logisch ist, dass er im Laufe einer ganzen Saison das ein oder andere eher weniger nette Wort über den Trainer verliert. Doch mal ehrlich: Ist das Grund genug, den Trainer in dieser Heftigkeit zu kritisieren und als Schuldigen des Ganzen darzustellen? Eher nicht. Zumal diese Vorfälle schon mal vorkommen können. Höhepunkt dieser, nennen wir sie mal „merkwürdige Berichterstattung“, war dann, dass eine Pressemitteilung der Eintracht, in der bekanntgegeben wurde, dass der gesamte Aufsichtsrat der Eintracht hinter Schaaf stehe, von der hiesigen Presse als „Erklärung“ und nicht als Bekenntnis für den Trainer aufgefasst wurde. Es wurde sich darüber mokiert, dass bisher noch niemand gesagt habe, dass Schaaf auch in der kommenden Saison Trainer ist… Was hat der Mann euch getan?

Interessantes im Doppelpass

Am vergangenen Sonntag hatte es sich seit langer Zeit mal wieder gelohnt, die Bayern-Sendung „Doppelpass“ auf Sport1 zu verfolgen. Nach der üblichen einstündigen Hofberichterstattung des großen FCB ging es ans Eingemachte: Ein Redakteur der „Frankfurter Rundschau“ konfrontierte den anwesenden Schaaf direkt mit den bekannten Vorwürfen. Auch er bezog sich auf Informanden aus Mannschafts- und Aufsichtsratkreisen. Ob das auch nur die Aussagen einiger unzufriedenen Ersatzspieler waren? Das wäre in der Tat etwas schwach und dünnhäutig.

Worauf wir hinauswollen: Es gibt einiges, was man Schaaf diese Saison vorwerfen könnte: Zum Beispiel, dass er es vor allem in der Rückrunde nicht geschafft hat, eine gewisse Konstanz ins Eintracht-Spiel zu bringen, einen Plan B. Zum anderen kann man ihm die teils merkwürdigen Wechsel vorwerfen, die unserer Meinung nach einige Punkte gekostet haben. Und auch die vielen Gegentore sind nicht ohne. Klar, die Offensive ist top in der Liga, von der kleinen Durststrecke in den letzten Wochen mal abgesehen – aber die Gegentorflut ließ dann doch berechtigte Kritik aufkommen. Schaaf reagierte darauf wie in Bremen: muffelig, wortkarg – so wie es halt seine Art ist. „Leider“ versteckt er sich oftmals hinter Phrasen. Auch am Sonntag im Doppelpass vermied er es, klare Worte zu finden, verstrickte sich lieber in kleinen Spielchen mit Moderator Wontorra – souverän ist anders, sagen die einen; abgebrüht und cool, sagen die anderen.

Quo Vadis, Eintracht?

Und dennoch, Schaaf und die Eintracht sind zumindest momentan keine Traumpartner. Vieles läuft nicht allzu gut, vor allem im sportlichen Bereich. Und das kann man Schaaf auch gerne vorwerfen. Trotzdem, das ausgegebene Ziel, nämlich den Klassenerhalt zu packen, wurde mit Bravour gemeistert. Und klar, die Ausreißer nach oben mit den fast schon fantastischen Auftritten gegen bspw. Wolfsburg und Gladbach in der Rückrunde zeigen, welches Potenzial in dieser Mannschaft steckt. Auch wir wurden zwischendurch durch diese guten Leistungen geblendet, dachten, dass die das jetzt jede Woche abrufen können. Die Erwartungshaltung steig, die Sehnsucht nach Europa wuchs. Dass es am Ende nicht geklappt hat, dürfen die Medien allerdings auf keinen Fall dazu veranlassen, Schaaf für seine solide Arbeit und seine mundfaule Art und seinen generellen Charakter zu kritisieren. Denn dass er ein eher ruhiger, gelassener, fast schon stoischer Zeitgenosse ist, ist nun wahrlich keine Überraschung mehr. Lass ihn nächste Saison mal zwei, drei Wunschspieler verpflichten, die Mannschaft sinnvoll verstärken – wir freuen uns auf das, was dann möglich ist. Doch vielleicht ist Schaaf bald ja wirklich Vergangenheit in Frankfurt. Allerdings nicht auf Drängen des Aufsichtsrates oder des Vorstandes oder gar der Medien, nein. Sondern aus freien Stücken. Denn wer will sich diesen allgegenwärtigen Gegenwind auf Dauer antun.

Nun stehen also noch zwei Spiele an, bevor der lange und fußballlose Sommer beginnt. Nächsten Samstag reist die SGE in die Hauptstadt zur Hertha, während eine Woche später die Werkself aus Leverkusen zum Saisonausklang in Frankfurt gastiert. Für beide Spiele sehen wir eher schwarz, geht es doch für beide Teams wahrscheinlich noch um etwas (Abstieg bzw. direkte CL-Quali). Die Eintracht wird, so legt auch die peinliche 0:2-Niederlage gegen Fünftligist Alzenau am Dienstag nahe, die Saison locker ausklingen lassen. Gemäß dem Motto: Das Ziel ist erreicht, für was also noch Anstrengen? Man kennt das ja bereits bei unserer Eintracht, es ist ja quasi zur Gewohnheit geworden. Dass dabei Jahr um Jahr zig Millionen an möglichen TV-Einnahmen flöten gehen, muss hier denke ich nicht mehr erwähnt werden. Umso schöner wären zwei erfolgreiche Spiele – denn dann hätte auch Thomas Schaaf einen Grund mehr, Trainer der wundervollen Eintracht vom Main zu bleiben.

Eintracht! (mak & pasch)

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