Auf den Spuren von Robin Hood

Ich kotze. Mal wieder. Obwohl das ja eigentlich zu erwarten war. Ist ja auswärts schließlich nichts Neues mehr. Wieder gibt man eine Führung ab, wieder kassiert man den Genickbruch in Form von Gegentoren innerhalb weniger Minuten – und wieder gegen einen brutal schwachen, harmlosen, verunsicherten und kopflosen Gegner. Die Stuttgarter wissen selbst jetzt noch nicht, wie sie das Spiel gewinnen konnten. Oh Man. Vor dem Spiel war ich, allen Unkenrufen zum Trotz, ja so krass von einem Sieg überzeugt. Hätte ich auf meinem Tipico-Konto noch Kohle gehabt, hätte ich alles auf die Eintracht gesetzt. Und damit alles verbraten. So viel dazu. Ich muss hier ja ehrlicherweise einen Dank an meinem Kumpel aussprechen, der lernen musste und somit eine Auswärtsfahrt nach Stuttgart torpedierte. Treuer Support hin oder her, das wäre des Guten echt zu viel gewesen. Nach Freiburg, Augsburg und Mainz hätte ich diese „Geldverschwendung“ echt nur schwer ertragen können. Die mitgereisten Adler waren nach dem Spiel auch dementsprechend angepisst.

Eigene Führung? Bitte nicht!

Und dazu hatten sie auch allen Grund. Wie schon erwähnt, kassierte die Mannschaft nach eigener Führung die drei Tore innerhalb von 16 Minuten, den Doppelschlag zum 2:1 innerhalb von mickrigen zwei. Das geht einfach nicht. So blöd kann man sich eigentlich gar nicht anstellen – doch die Mannschaft beweist im 2-Wochen-Rhythmus das Gegenteil. Hätte die Mannschaft die 1:0-in-Führung-Spiele allesamt gewonnen, stünden nun 21 (!) Punkte mehr auf dem Konto. Das wäre momentan übrigens Rang vier. Alleine in der Rückrunde gaben sie gegen Freiburg, Mainz, Stuttgart (jeweils Niederlage) und Wolfsburg (Unentschieden) eine Führung aus der Hand. Dass dies in schöner Regelmäßigkeit geschieht, muss man leider auch Thomas Schaaf ankreiden. Nach der Führung wird weitergespielt, als wäre nichts geschehen. Es gibt keinen Plan B. Gerade die schwächeren Teams müssen doch nach einem Rückstand offensiver werden und was riskieren, um zum Ausgleich zu kommen. Die Chancen dafür stehen bei unserer offensiven Grundausrichtung und den wenig überzeugenden Defensiv-Fähigkeiten nicht schlecht. Schaaf sagte nach dem Spiel, man hätte nach der Führung energischer auf das zweite oder dritte Tor gehen müssen. WARUM DENN? Die Stuttgarter hatten doch keine Ahnung, wie sie nach vorne kommen sollten, ehe die Eintracht sie – passenderweise über die Außen – förmlich dazu einlud. Dass dem Ausgleich (was macht Trapp?) und dem 3:1 (Chandler muss diesen Kostic dann halt mal über die Bande flexxen) dann auch noch individuelle Fehler vorausgehen, kommt auch noch dazu. Trotzdem: Wieso agiert man nach eigener Führung nicht einfach etwas defensiver, lässt die beiden Außenverteidiger tiefer stehen, anstatt sie weiterhin offensiv und hoch stehen zu lassen und bringt eventuell sogar einen zweiten echten Sechser, um die Kontrolle im Mittelfeld nicht zu verlieren. Das mag vielleicht nicht immer schön aussehen, bringt aber vermutlich mehr Punkte als dieses dämliche Nach-Vorne-Gerenne. Ich verstehe es einfach nicht. Wenigstens bleibt uns dieses Elend beim nächsten Auswärtsspiel erspart. Obwohl. Vielleicht gehen wir ja auch gegen die Bazis mit 1:0 in Führung und verlieren dann halt nur 6:1. Etwas Witziges hätte das ja dann schon irgendwie.

Das Traurige an der Geschichte ist ja, dass Europa immer noch in greifbarer Nähe ist. Da sich die anderen Klubs genau so doof wie wir anstellen, beträgt der Abstand auf Rang sieben weiterhin machbare drei Punkte, auf Rang sechs sind es vier Punkte. Nicht, dass die Eintracht nach diesen Leistungen den Europa-Spaß verdient hätte – trotzdem glaubt man ja irgendwie doch noch daran. Es ist einfach unfassbar bitter, dass man gegen die „Großen“ der Liga Punkte holt, während man ebenjene den Kleinen dann gutgläubig überlässt. Man munkelt hinter vorgehaltener Hand bereits, dass der Stadtwald demnächst in Sherwood Forest umbenannt wird. Eintracht Frankfurt erinnert nämlich derzeit stark an Robin Hood – man nehme es den Reichen und gebe es den Armen. Was wäre der Typ momentan stolz auf uns. Mannomann. Thomas Schaaf aka Bruder Tuck forderte nach dem Spiel passenderweise „einen Orden für Aufbauarbeit“. Die Stuttgarter beispielsweise haben sechs ihrer insgesamt 23 Punkte, also mehr als ein Viertel, von uns erhalten. Acht von ihren 27 geschossenen Toren zappelten bei uns im Netz – gern geschehen. Der Gedanke an das, was diese Saison möglich gewesen wäre, tut einfach nur unfassbar weh. Solch eine Chance bekommt man nicht so oft auf dem Silbertablett gereicht. Diese Saison schon. Schade, dass sie nicht genutzt wurde.

Dem HSV geht’s nicht ganz so gut – und das ist lustig

Ein Gutes hat die scheiß Schwaben-Aufbauhilfe dann allerdings doch noch. Für den HSV wird das Eis im Abstiegskampf immer dünner. Momentan stehen sie auf dem Relegationsplatz, der Abstand auf Rang 18 beträgt mickrige zwei Punkte. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht wirklich, warum ich mir wünsche, dass der HSV runtergeht und nach Heidenheim, Sandhausen und Co. reisen darf. Schließlich droht damit einem Traditionsverein der tiefe Fall in die zweite Liga. Vielleicht liegt es an ihrer dämlichen Uhr, ihren verblendeten Fans (ja logisch, die Champions League packt ihr noch und habt sie sicherlich auch verdient!) oder ihrem unfähigen und chaotischem Präsidium. Als Beiersdorfer und Co. kamen, verwarf ich insgeheim alle stillen Träume vom Abstieg und totalen Chaos. Ich dachte wirklich, dass sie den HSV wieder in die richtige Bahn lenken würden. Doch als ich von ihrem neuesten Trainer-Coup hörte, freute ich mich wie ein Schnitzel, ganz wie dieser Herr hier. Ich kann mich an diesem Video einfach nicht satt sehen, läuft in Dauerschleife. Es hat sich also doch nichts geändert, das Chaos regiert weiterhin beim HSV. Herrlich.

In diesem Sinne, auf dass uns das bei der Eintracht nie passieren werde. Auch wenn uns Heribert Bruchhagen aka Little John am ende nächster Saison verlassen wird.

Eintracht! 

PS: Entschuldigt bitte den fehlenden Beitrag zum Paderborn-Spiel. Ich konnte aus Zeitgründen nicht im Stadion sein – und nach Siegen hat man ja traditionell eh weniger zu meckern und schreiben. Wenn es nach mir geht, dann muss ich diese Saison gar keinen Beitrag mehr schreiben. Ihr versteht. (mak)

Hinterlasse einen Kommentar